«Die wirksamste, nachhaltigste und günstigste Lösung» – Referat Air 2030

8. November 2021
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Es schien schon beinahe wie ein normaler Anlass der Offiziersgesellschaft Zürcher Oberland zu sein, als sich 113 Teilnehmende für ein Referat mit dem Kdt LW Div Peter «Pablo» Merz und Oberstlt Bernhard «Beni» Berset, Chefpilot der amrasuisse, im Hirschen Hinwil einfanden. Keine Selbstverständlichkeit in einer Pandemie und keine Selbstverständlichkeit für sonstige Anlässe der OGZO. Die Zertifikatspflicht, das aktuelle Thema über das neue Kampfflugzeug der Luftwaffe, die F-35A Lightning II, und hochkarätige Referenten ermöglichten diese erfolgreiche Veranstaltung. Die Botschaft von Div Merz und Oberstlt Berset war eindeutig und unmissverständlich: Das Evaluationsverfahren war gründlich, transparent und das Resultat eindeutig. Die F-35A ist das richtige Flugzeug zur richtigen Zeit, und mit dem Programm «Air2030» ist die Luftwaffe bereit, ihren Auftrag zu erfüllen.

Eine neue Zeit

«Als ich das erste Mal eine F-35A fliegen sah, merkte ich, irgendetwas ist anders. […] Das ist ein neues Flugzeug aus einer anderen Zeit.», führte Oberstlt Berset aus. «Die Fähigkeits-Erweiterung vom F/A-18 zum F-35A ist der grössere Schritt, als der Schritt F-5 zum F/A-18.» Das Evaluationsverfahren verlief für alle Typen gleich, in 72 Teilthemen und gemischten Teams analysierte man akribisch alle gesammelten Werte und Herstellerangaben. Die systematische Analyse wurde nach allgemein anerkannten Analyse-Prozessen durchgeführt, dabei war die F-35 weit über den Anforderungen bei zudem geringeren Kosten. 

A person standing at a podium

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Gerade für den Luftpolizeidienst seien die verbunden elektromagnetischen, Infrarot- und Radar-Sensoren ideal, denn sie geben den Piloten ein viel umfassenderes Lagebild als in vergleichbaren Typen. Das F-35-Programm wurde während seiner Entwicklung von 5 europäischen Partnerländern mitgetragen, deshalb ist es viel europäischer als es von der Öffentlichkeit manchmal wahrgenommen wird. Sämtliche Neuentwicklungen von 5th-Generation-Flugzeugen in China, Russland und Indien orientieren sich an den Fähigkeiten der F-35A.

Air 2030 als Gesamtsystem

Div Pablo Merz, der als ehemaliger Pilot bei der Staffel 11 in Dübendorf einen grossen Bezug zum Zürcher Oberland hat und die Gegend oft überflog, kommt aber auch gerne auf dem «Landweg» nach Hinwil, um den Kontext des Air2030-Programms zu erörtern. Dabei geht es jedoch nicht nur um das NKF F-35A, sondern auch um das Bodluv System PATRIOT und um die Erneuerung des Führungssystems und der Radaranlagen. Das System PATRIOT passt ebenfalls gut in das zu beschaffende Gesamtsystem Luftwaffe. Mit den zu beschaffenden 5 Feuereinheiten kann eine Fläche von 15’000 km2 abgedeckt werden.

Im folgenden Teil widerlegte der Kdt LW auch Argumente, welche immer wieder von Kritikern der NKF-Evaluation und der F-35A vorgebracht werden:

Das Verfahren war von Anfang an transparent gegenüber der Öffentlichkeit und den Herstellern. Man hat die Anforderungen nie geändert oder angepasst. Die Luftwaffe muss ein breites Aufgaben-Spektrum erfüllen, und die F-35A deckt dieses optimal ab. Der jetzige Typenentscheid ist das Resultat dieser Evaluation, und alle Teilnehmer haben sich ausdrücklich für den guten Prozess bedankt.

Und zur Durchhaltefähigkeit: Alle Systeme müssen während 6 Monaten mit den in der Schweiz verfügbaren Ressourcen und dem vorhandenen Knowhow autark betrieben werden können und trotzdem die Zusammenarbeit mit den europäischen Nachbarländern ermöglichen.

Insgesamt wird es mit der F-35A rund 20 % weniger Flugstunden und 50 % weniger Flugbewegungen (Starts / Landungen) geben. Primär die Flugbewegungen stellen für Anwohner und die Umwelt eine Belastung dar; die F-35A schafft hier folglich eine grosse Entlastung.

A group of men posing for a photo

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V.l.Div Peter Merz (Kommandant Luftwaffe), Jörg Kündig (Kantonsrat FDP), Oblt Mario Cometti (OGZO), KKdt a. D Markus Gygax (Kommandant Luftwaffe 2008-2012), Oberstlt Beni Berset (Chef Testpilot armasuisse)

Auf die Hilfe aller militärischen Vereinigungen angewiesen

In der anschliessenden Fragerunde war vordergründig die gestartete Volksinitiative und die Konsequenzen für die Planung ein Thema. So wird kritisiert, dass in den allgemeinen Medien nur ungenügend über das Flugzeug informiert wurde, viele Menschen hätten ein falsches Bild. Hier zeigten sich beide Referenten zuversichtlich, man hätte gute Argumente und eine solide Evaluation. Zum Thema der Aufklärung appellierte der Kdt LW an die Organisationen der Milizarmee, denn das VBS kann und darf keine eigene politische PR betreiben und sei auf die Hilfe der militärischen Vereinigungen angewiesen.

Zur Frage der Datensicherheit / Cyber-Abwehr: Dass man von aussen auf das Flugzeug zugreift, ist praktisch unmöglich. Dass der Hersteller einen solchen Eingriff zulassen würde, ist ebenfalls kaum vorstellbar, denn das würde bei einem Bekanntwerden sein Ende bedeuten.

Die OGZO bedankt sich herzlichst bei den beiden Referenten Div Pablo Merz und Oberstlt Beni Berset für den Besuch im Zürcher Oberland und für einen informativen und spannenden Samstagnachmittag.

V.l. Oberstlt Flavio Cortesi (Prärsident OGZO), Oberstlt Beni Berset (armasuisse), Div Pablo Merz (Kdt LW), Oblt Mario Commeti (OGZO)

Mehr Informationen finden Sie auch unter

Swiss F-35