Gedanken des OGZO Präsidenten zur gegenwärtigen Corona-Krise

21. April 2020
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Die Ereignisse der vergangenen Wochen werden weltweit den Weg in die nationalen Geschichtsbücher finden. Der mit SARS-CoV-2 bezeichnete Coronavirus heisst der unsichtbare Gegner, der dann zur heimtückischen und sehr ansteckenden Atemwegserkrankung COVID-19 führt und damit die ganze Welt in Atem hält und der die Regierungen praktisch aller Staaten zu sehr ungewohnten Schritten zwang.

Aufgrund der rasch ansteigenden Zahlen der mit Coronavirus in der Schweiz infizierten Menschen erklärte der Bundesrat, dem SARS-CoV-2 Virus geschuldet, die „ausserordentliche Lage“, wodurch das öffentliche Leben praktisch stillgelegt und die Wirtschaft auf ein absolutes Minimum heruntergefahren wurde. Welche finanziellen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen dieser Entscheid letztlich haben wird, kann zur Zeit niemand genau voraussagen.

Armee und Zivilschutz wurden innert 24 bis 96 Stunden für den Assistenzdienst aufgeboten, wobei bis zu 8‘000 Armeeangehörige im Gesundheitswesen, in der Logistik oder im Sicherheitsbereich zum Einsatz kamen bzw. immer noch im Einsatz stehen. Die Armeeführung sistierte alle Wiederholungs- und Weiterbildungskurse bis Ende Juni, um Armeeangehörige nicht einem unnötigen Ansteckungsrisiko auszusetzen und die eigenen Ressourcen zu schonen. Ausgeschlossen sind jene WK, die zur Unterstützung des Assistenzdienstes notwendig sind.

Die grösste Rückholaktion für Schweizer Reisende aus dem Ausland mit über 30 Repatriierungsflügen wurde unterdessen abgeschlossen.

Es ist so viel geschehen in den letzten Wochen, dass es fast surreal erscheint. Gleich zu Beginn des Einsatzes zeigten die aufgebotenen AdA, dass die Schweiz auf ihre Bürgerinnen und Bürger in Uniform zählen kann. Die grösste Mobilmachung seit dem zweiten Weltkrieg verlief zügig und diszipliniert. Nicht nur dafür verdient die Truppe Anerkennung und Respekt. Seit Wochen leisten unsere Kader und Soldaten grossartige Arbeit und dies in einer militärischen Schicksalsgemeinschaft ohne jeglichen Urlaub und Rückzugsmöglichkeit. Es sind diese jungen Schweizerinnen und Schweizer in Uniform, die nun an der Front ihren Einsatz leisten und nicht irgendwelche internationale Organisationen. Dank der schnellen und vorsorglichen Mobilisierung der Armee konnte der Bund rasch auf die vielen Unterstützungsgesuche der Kantone reagieren. Die Armee – als einzige Sicherheitsreserve der Schweiz – hat sich in der Krise bewährt. Das Verhalten der europäischen Staaten und insbesondere unsere Nachbarstaaten hingegen zeigte in deutlicher und ernüchternder Weise, dass Sicherheit durch internationale Kooperation häufig nicht einmal das Papier wert ist, auf welchem die Verträge festgehalten wurden. – In der Krise ist jeder Staat sich selber am nächsten und schaut für sich selber. Die EU offenbart Führungsschwäche und muss praktisch hilflos mitansehen, wie sich die europäischen Regierungen auf ihren jeweiligen Nationalstaaten zurückbesinnen.

Selbstverständlich haben alle diese Geschehnisse rund um die Corona-Pandemie auch Auswirkungen auf das Vereinsleben der OGZO. Mit dem Schreiben vom 20. März 2020 des Chefs Kommando Ausbildung, Korpskommandant Walser, sind alle ausserdienstlichen Tätigkeiten im In- und Ausland bis 31. Mai 2020 sistiert worden. Über eine allfällige Verlängerung der Sistierung wird Ende April 2020 entschieden. Unsere GV vom 27. März wurde bereits nach einem Vorstandsentschluss Anfangs März abgesagt, die wir aber sicherlich zu einem späteren Zeitpunkt nachholen werden. Die beiden praktischen Ausbildungsblöcke und das Pistolenschiessen sind dann dem Besammlungsverbot von mehr als 5 Personen vom 17. März zum Opfer gefallen.

Die nächsten Wochen werden weisen, was uns die Zukunft bringen wird. Sicher ist folgendes. Nur gemeinsam können wir diese schwierigen Wochen meistern. Für die Schweiz kommt aber nur ein freiheitlicher und eigenverantwortlicher Weg aus der Krise, der von den Bürgerinnen und Bürger mitgetragen und auch mitgestaltet werden kann, in Frage. Die Bevölkerung hat bis jetzt dem Bundesrat vertraut; mit der schrittweisen Lockerung muss der Bundesrat nun aber auch den Kantonen, den Gemeinden, Verbänden und Interessensgruppen wieder mehr Kompetenzen schenken; er kann den «Weg ins Ziel vorgeben», den Weg müssen die Bürger aber eigenständig beschreiten können.

Die Schweizer Armee wird in jedem Fall weiterhin alles in ihrer Macht tun, um diesen heimtückischen, unsichtbaren Gegner zu bekämpfen, die Bevölkerung zu schützen und helfen wo es die Not erfordert. Glücklicherweise sind erste Silberstreifen am Horizont zu erkennen und der Bundesrat hat die ersten Lockerungen kommuniziert und terminiert.

Nun wünsche ich allen weiterhin viel Zuversicht, Geduld und Gelassenheit in dieser speziellen Zeit und ich hoffe, dass wir uns bald Gesund und wohlauf an einem unserer nächsten Anlässe treffen können.

Präsident OGZO
Oberstlt Flavio Cortesi