Von Taschentüchern zum High-Tech Tarnmuster – Betriebsbesichtigung E. Schellenberg Textildruck AG

8. Dezember 2024
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Die Textilindustrie prägt das Zürcher Oberland bis heute. Fabriken aus der Zeit der Webereien und Spinnereien sind noch immer ein fester Bestandteil des Ortsbildes im Töss- und Aatal. Unsere diesjährige Betriebsbesichtigung führte uns zu einem Unternehmen, das diese Tradition nicht nur fortführt, sondern mit innovativen Ansätzen modernisiert hat: die E. Schellenberg Textildruck AG, gelegen mitten in einem Wohngebiet in Fehraltorf.

Urs Schellenberg (Mitte) erklärt den OGZO Mitgliedern, wie das neue Muster der Armee gedruckt wird.

Am Freitagmorgen versammelten sich 13 Mitglieder der Offiziersgesellschaft Zürcher Oberland inklusive Begleitung vor dem Hauptgebäude der Firma. Urs Schellenberg, Geschäftsführer und Mitinhaber in dritter Generation, begrüsste die Teilnehmenden und stellte das Unternehmen sowie die aktuellen Herausforderungen der Branche kurz vor.

Innovation als Erfolgsrezept

Die Wurzeln der E. Schellenberg Textildruck AG liegen in der Produktion bedruckter Taschentücher. Doch die zunehmende Konkurrenz machte deutlich, dass sich der Betrieb mit Qualität und Innovation behaupten muss. Unter der Leitung von Urs Schellenberg, selber Grenadier-Oberleutnant, entwickelte sich die Herstellung von Tarnstoffen zu einem wichtigen Geschäftsbereich. Seit 2021 produziert das Unternehmen das neue Tarngewebe für die Schweizer Armee. Dieses kommt im Modularen Bekleidungs- und Ausrüstungs-system (MBAS), in Zeltblachen und weiteren Textilien im militärischen Alltag zum Einsatz.

Einblicke in die Produktion

Der Rundgang durch die Produktionshallen vermittelte eindrückliche Einblicke in die Prozesse der Textilveredelung. In den drei Gebäuden herrscht ein feuchtwarmes Klima. Riesige Geweberollen werden in mehreren Verfahren bedruckt, gefärbt und gewaschen. Dafür wird Wärme und somit auch Energie benötigt. Der Betrieb beheizt mit der Abwärme mehrere Gebäude in der Nachbarschaft.

Die Herstellung des neuen Tarnstoffs war eines der Highlights des Rundgangs. Das Design der neuen Musterung ist heller als das auf dem TAZ 90. Der Verzicht auf Schwarz trägt der zunehmenden Urbanisierung Rechnung und macht den Stoff besser geeignet für Einsätze im überbauten Gelände.  Urs Schellenberg erklärte die besonderen, zusätzlichen Anforderungen an gewisse Tarnstoffe, etwa die Notwendigkeit, sie im Infrarotbereich schwer erkennbar zu machen. Dies geschieht über eine spezielle Farbmixtur. Besonders innovativ ist der digitale Druck, der einzigartige Muster erzeugt, die sich über den Stoff hinweg nie wiederholen.

Internationale Reichweite und vielseitige Produktion

Neben Tarnstoffen für die Schweizer Armee produziert die E. Schellenberg Textildruck AG auch für andere europäische Streitkräfte und zivile Kunden. Insgesamt verarbeitet der Betrieb jährlich über 6 Millionen Meter Stoff. Die Vielseitigkeit und der hohe technische Anspruch an die Produktion beeindruckten die Teilnehmenden.

Abschluss und Dank

Nach der Führung lud der Geschäftsführer zu einem Apéro ein, der Raum für weitere Fragen und angeregte Gespräche bot. Der persönliche Austausch mit Urs Schellenberg und die spürbare Begeisterung für seinen Betrieb rundeten die Veranstaltung ab.

Wir danken Urs Schellenberg und seinem Team herzlich für die Gastfreundschaft und den spannenden Einblick in die Welt der modernen Textilveredelung. Der Besuch hat eindrucksvoll gezeigt, wie Tradition und Innovation in der Textilindustrie des Zürcher Oberlands miteinander verschmelzen.